Was ist Science Fantasy?
Der folgende Beitrag soll einen Einblick in die Science-Fantasy geben. Ich möchte vor allem aufzeigen, dass dieser Genre-Mix weitaus verbreiteter ist, als es der eine oder andere vermuten mag. Ob nun in TV, Kino oder bei Büchern: Vieles davon wird einer anderen Gattung zugeordnet, obwohl Science Fantasy die treffendste Bezeichnung wäre.
Definition und Abgrenzung mit Beispielen
Science Fantasy ist eine Mischung aus Science Fiction und Fantasy. Aber was bedeuten überhaupt die einzelnen Bestandteile? Science Fiction stellt bestimmte Technologie in einer Geschichte als noch nicht oder nur für uns Menschen nicht möglich dar, eben als wissenschaftliche Fiktion. Fantasy ist eindeutig dann gegeben, wenn für bestimmte Vorgänge in einer Story unmissverständlich keine noch so abstrakten, physikalischen Gesetze mehr gelten sollen, wie es bei Magie der Fall ist. So würde sich niemand ernsthaft fragen, ob in der Welt von Herr der Ringe möglicherweise nur extrem fortschrittliche Technologie verwendet wird, die nur den Anschein von Magie innehat.
Ein gutes Beispiel für den besagten Genre-Mix ist die Welt von Warhammer 40000. Menschen und außerirdische Rassen bekämpfen sich in dieser düsteren Zukunft nebst (meist) fiktiver Technologie mit Magie. Es wird Technologie eingesetzt, für die heutzutage teils theoretische Konzepte vorliegen, teils sogar schon funktionierende Prototypen vorhanden sind wie dem Exoskelett. Andererseits gibt es Sphären, in denen die Welt der Götter und der Menschen sich überschneiden, wie den Dimensionstoren. Über diese strömt magische Energie ins Universum. Diese Handlungselemente und viele andere sind damit eindeutig der Fantasy zuzuordnen.
Ein Beispiel, bei dem es meiner Meinung nach schwer zu sagen ist, inwiefern es sich noch um Science Fiction oder nicht doch schon um Fantasy handelt, ist Avatar: Durch die neuronale Vernetzung der Welt von Pandora besitzt jener Mond eine Art eigenes Bewusstsein namens Eywa. Über den sogenannten Baum der Seelen ist es möglich, das Bewusstsein eines Körpers in den eines anderen zu übertragen. Und an dieser Stelle kann man darüber diskutieren, ob nur so etwas wie Persönlichkeits-Informationen übertragen werden oder gar die Seele an sich. Erster Fall würde für Science Fiction sprechen, zweiter für Fantasy. Eine vollkommen schlüssige Antwort darauf kann sicherlich auch Regisseur James Cameron selbst nicht liefern …
Einerseits klingt es kompliziert, den Genre-Mix Science Fantasy zu definieren. Andererseits macht genau das die Auseinandersetzung damit umso interessanter. Es greift mitunter in philosophische und religiöse Themen ein, bietet also reichlich Diskussionsstoff und/oder regt auf jeden Fall die Fantasie an.
Science Fantasy als begehrte Unterhaltung
Wie an anderer Stelle auf meinem Blog erwähnt, klingt Science Fantasy zwar eher wie eine Nische, doch umfasst dieser Genre-Mix ein weites Feld an Büchern und Filmen. Das heutzutage wohl bekannteste Beispiel ist Star Wars. Je nachdem, wo ein Star Wars Film, -Buch oder -Spiel beworben wird, wird es gerne als Science Fiction, Space Opera, Weltraum-Abenteuer ect. bezeichnet. Doch mit der sogenannten »Macht« gehören Übernatürliche Kräfte zum Setting, so dass man Star Wars unzweifelhaft zur Science Fantasy zählen kann.
Beispiele
Weitere heutzutage sehr bekannte Filme und Bücher, die nach dieser Betrachtung eindeutig zur Science Fantasy gehören, sind:
Ghostbusters (von 1984, 1989 und 2016): Jäger oder Jägerinnen versuchen, mit Wissenschaft übernatürliche Bedrohungen wie Geister, teils aber auch mächtigere Wesen, in den Griff zu bekommen.
Shadowrun: Neben fiktiven Waffen spielt der Einsatz von Magie eine wesentliche Rolle und das Auftreten von Fabelwesen in einer Cyberpunk-Welt (Anfangs Pen&Paper-Rollenspiele, später zudem Bücher oder Computerspiele).
In Teilen sogar Star Trek: »Q« vor allem in Star Trek Next Generation, die Erbauer des Wurmlochs in Deep Space Nine und nicht zu vergessen: Kes mit ihren übernatürlichen Kräften in Star Strek Voyager.
Dies sind nicht alle aktuellen Beispiele, die aber vor allem zwei Punkte unterstreichen: Science Fiction und Fantasy können absolut wunderbar in einem Setting harmonieren, und Science Fantasy ist ein deutlich größerer Markt, als vielen bewusst ist. Und er wird immer bekannter. Beispielsweise werden 2017 die mit Spannung erwarteten Rollenspiele Elex von Piranha Bytes und »Torment: Tides of Numenera« von inXile Entertainment veröffentlicht, und die Verfilmung von Stephen Kings Roman »The Dark Tower« kommt in die Kinos. Und dann stehen ja noch die weiteren Star Wars-Filme an, mal abgesehen vom Erfolg der Episode 7 und dem insgesamt mit dieser Marke einhergehenden, gigantischen Merchandising.
Kleiner Background zur Entstehung
Science Fantasy nahm anfangs in einem kleinen Rahmen Gestalt an, nämlich in den zwischen den 1930-1950er Jahren populären »Pulps« (Pulp-Magazine), was umgangssprachlich für »Schund- und Trivialliteratur« stand. Zu erwähnen sei hier, dass viele namhafte Autoren auch einmal Pulp-Geschichten geschrieben haben, unter anderem der Tarzan-Autor Edgar Rice Burroughs (Science-Fantasy-Klassiker »Die Prinzessin vom Mars« von 1917, wurde in loser Anlehnung 2009 vom Regisseur Mark Atkins als »Princess of Mars« und 2012 als »John Carter – Zwischen den Welten« von Regisseur Andrew Stanton verfilmt) oder der Science-Fiction-Autor Isaac Asimov.
Als weitere frühe Vertreter der Science Fantasy gelten Poul Anderson (Operation Otherworld), Gene Wolfe (Das Buch der Neuen Sonne), Robert A. Heinlein (Magie GmbH), M. John Harrison (Viriconium-Serie), Fletcher Pratt und L. Sprague de Camp (The Enchanter), Henry Kuttner und C.L. Moore (die Startling-»Pulps«), Leigh Bracket (Schatten über dem Mars oder Drehbuch zu »Star Wars: Das Imperium schlägt zurück«(!)).
Weiteres Interessantes zu Science Fantasy
Eine allgemein bekannte Autorin, die Science Fantasy geschrieben hat (Darkover-Romane), ist Marion Zimmer Bradley.
Sowohl unter Science-Fiction als auch unter Fantasy-Fans sehr bekannt ist die Science-Fantasy-Reihe Dune (Bücher und Verfilmungen) von Frank Herbert.
Science Fantasy findet sich mitunter bei manchen Comic-Helden wieder, wie etwa bei Marvels »Thor«.
Ich hoffe, ich konnte Euch einen interessanten Einblick in die Science Fantasy geben. Falls Ihr denkt, dass ich unbedingt noch ein bestimmtes Beispiel dieses Genre-Mixes mitaufführen sollte, oder sonstige Anmerkungen habt, lasst es mich bitte wissen.
Mark Silving
Hallo, ein guter Artikel. Wenn man mal so darüber nachdenkt, ist der Sciencefantasy – Anteil höher auf dem Bücher – und Filmemarkt, als reine Sciencefiction. Man könnte ja auch Ausserirdische als Sciencefantasy ansehen. Oder? Viele Grüße!
Hallo Roanna, vielen Dank! Freut mich, dass Dir mein Artikel gefällt. Wie die genauen Anteile sind, weiß ich zwar nicht bzw. hab es noch nicht in Erfahrung gebracht. Wenn man aber mal nur an Star Wars denkt, allein, was Episode VII eingespielt hat, dann ja, glaube ich, dass der Umsatz durch Science Fantasy sogar höher sein kann als der reiner Sci-Fi. Vorsichtig ausgedrückt. Ich denke beim Thema Außerirdische hängt es davon ab, ob damit übernatürliche Kräfte verbunden werden oder eben nur wissenschaftliche Fiktion. Hat mich nachdenklich gemacht … Ich denke, ich werde beizeiten mal darüber recherchieren und dem Gedanken eventuell einen eigenen Artikel widmen.
Viele Grüße zurück! Mark