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Den Erfolg von Shades of Grey verstehen und würdigen

Zur inhaltlichen Erzählweise
E.L. James liefert zunächst einmal eine typische, solide Beziehungsgeschichte ab: Ein Mann und eine Frau lernen sich kennen, faszinieren sich füreinander. Der Mann umgarnt sie erst, dann folgt das gewohnte „Ich kann doch nicht“-Spiel, dass das jeweilige Objekt der Begierde nur noch begehrenswerter erscheinen lassen soll, normalerweise oft auch von der weiblichen Figur ausgehend. So weit, so gut.
Der Roman besteht im Überwiegenden aus Dialogszenen oder Monologen, und ich denke, die Autorin zeigt damit, dass ihr trotz des BDSM-Anteils das Gefühlsleben und die Beziehung der Protagonisten am wichtigsten waren. Die Autorin hat sich oft Situationen einfallen lassen, die von Einfallsreichtum zeugen.
Da wäre beispielsweise die Flugszene, die versinnbildlichend für Anas Höhenflug steht; der  Emailverkehr mit vielen ironischen Untertönen, der zeigt, wie sehr die Ana und Christian aufeinander abfahren (schon deshalb, weil sie sich so schnell schreiben); Christians Einkauf im Baumarkt (Kabelbinder), der schon augenzwinkernd auf das BDSM hinweist; die durchaus amüsanten Vertragsdiskussionen über die Praktiken, aber auch der Dialogwitz abseits von Beziehungen und sexueller Konnotation. Beispiel: Christian lässt Ana für einschlägige Recherchen einen neuen Computer zukommen, der noch nicht einmal auf dem Markt ist. Der Bote erzählt begeistert von der Rechenpower und fragt sie, wofür sie den Rechner verwenden möchte. Als sie antwortet, dass sie ihn für E-Mails benötigt, ist er ganz entsetzt, und gerade für mich als Mann war diese Stelle extrem lustig, weil das einen Mann in der Tat hätte schocken können.
Das waren  nur einige Beispiele. Worauf ich insgesamt hinauswill, ist, dass entgegen manchem Vorwurf der Roman sich nicht von Sex- zu Sexszene schleppt und da für viele seinen Unterhaltungswert entfaltet hat, sondern eben auch dazwischen. Was mich betrifft, gerade dort.

Fazit:
Ich muss abschließend gestehen, es war ursprünglich der Erfolg, der meine Neugier auf den Roman geweckt hatte. Und ich froh, dieser Neugier nachgegeben zu haben. In meinen Augen entfaltet der Roman seine Stärke im Wesentlichen in der ungewöhnlichen Verknüpfung bestimmter Genres und durch seine nicht nur auf das BDSM bezogenen Metaphern, die offensichtlich bei vielen Leserinnen voll ins Schwarze getroffen haben.
Ich sehe meine Ansichten hierzu nicht in Stein gemeißelt. Falls Ihr meine Gedanken gut findet, freue ich mich über Feedback. Falls ihr anderer Meinung seid und konstruktive Kritik geben wollt, freu ich mich ebenso. Möglicherweise ändere ich darauf hin sogar meinen Artikel ab. Wer weiß.

Ich könnte über den Roman noch viel schreiben. Doch ich denke, meine Eingangsfrage habe ich geklärt und hoffe, dass Euch das Lesen Spaß bereitet hat.

Mark Silving

 

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